Bei den jährlich ausgetragenen "World Beer Awards" (zu deutsch "Welt Bier Preise" oder "Bierweltmeisterschaft" oder so was in der Art) wurde dieses Jahr wieder einmal das Freisinger Weihenstephaner Vitus als bestes Bier der Welt ausgezeichnet.

Daneben haben die Freisinger auch noch die Preise für "Europas bestes helles Starkbier", "Bestes helles Starkbier der Welt" und "Weltbestes Weißbier" abgeräumt! Das nennt man wohl "Freisinger Bierseeligkeit".

Aber jetzt kommt´s! Die Beschreibung des einzigartigen Vitus Geschmacks und die Begründung für die Wahl:

"Bananen-, Nelken- und Weizenaroma. Blumig mit Zitrusnoten. Geschmack nach Bananen, Nelken und süßen, vergorenen Früchten. Wie fruchtiger Kaugummi, starke Würznoten. Mittelkräftig mit cremiger Konsistenz. Vollmundig und feurig. Lebhafte Karbonisierung und nachhaltiger Geschmack."

Hähhhh, wird sich so mancher denken - wie fruchtiger Kaugummi? Was ist das denn? Kaugummibier? Will ich das?

Wohlgemerkt, das ist die Beschreibung der Jury und nicht die der Brauerei Weihenstephan, die so lautet:

„Ein heller würziger Weizenbock, der nicht nur Bockbierliebhaber begeistert. Die extra lange, kalte Lagerung sorgt für den unverwechselbar vollmundigen und kräftigen Geschmack.“

Tatsächlich ist das Vitus meiner Meinung nach echt lecker aber bei einem Alkoholgehalt von 7,7 Volumenprozent und einer Stammwürze von 16,5 Prozent doch eher was zum Genießen und nicht für einen zünftigen Kneiipen- oder Biergartenbesuch, geschweige denn einen längeren Schafkopf-Abend geeignet - da könnte man nach dem fünften durchaus den Überblick verlieren.

Natürlich ist gleich im Anschluß an die Wahl eine kontroverse Diskussion ob der Aussagekraft einer solchen Wahl ausgebrochen. Vor allem natürlich auch über die Bewertungskriterien - ich sag nur "fruchtiger Kaugummi". Haben Amerikaner, Japaner, Engländer etc. überhaupt die Qualifikation über das beste Bier der Welt abzustimmen?

Wie kann man nur das Weihenstephaner zum besten Bier der Welt wählen, wo es doch so viele, gerade auch kleine Brauereien gibt, die viel besseres Bier brauen?

Jetzt stellt sich nur die Frage: War die Jury zu blind (angeblich handelte es sich um eine Blindverkostung) oder standen die vielen tollen bayerischen Biere einfach nicht zur Wahl?

Möglicherweise liegts ja auch an den Brauereien selber? Vielleicht haben sich die Weihenstephaner Brauer einfach beworben und andere eben nicht?

Bei vielen bayerischen Kleinbrauereien liegt sicher das Problem in der Vermarktung. Es werden tolle Biere gebraut aber die Konsumenten wissen schlicht nicht, dass es sie gibt!

Wo gibt es diese Biere zu kaufen? In welchem Biergarten oder in welcher Gastwirtschaft werden diese Biere ausgeschenkt? Gibt es Biere von kleinen Brauerereien nur auf dem Land oder bekomm ich´s auch in München in einem Getränkemarkt, Gastwirtschaft oder in einem Biergarten?

Wie soll denn dann ein Engländer, Amerikaner oder Japaner schon wissen und beurteilen können, was ein wirklich gutes Bier ist, wenn es in Bayern schon nur den Insidern und Ortsansässigen vorbehalten bleibt, das "wirklich beste Bier der Welt" zu trinken!

Schade eigentlich!