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- Geschrieben von Thomas Glocker
- Veröffentlicht: 07. Juli 2016
...und alte Traditionen wie die der Stammtische zu pflegen? Wie ich finde, schon! Gerne erinnere ich mich an meine Jugend, die ich in einem kleinen Dorf irgendwo in Bayern verbringen durfte, zurück. An das einzige Wirtshaus im Ort,
welches mehr oder weniger den Mittelpunkt des dörflichen Lebens bildete. Wir jungen Burschen trauten uns mit 14 Jahren zum ersten mal rein - aufgeregt und voller Ehrfurcht vor den Älteren! Gerade zu "Stammtisch Brüdern" sah man immer respektvoll auf. Dort, am Stammtisch, wurde Politik gemacht! Es gab die neuesten Nachrichten. Es wurde gekartelt und gefrotzelt was das Zeug hielt und natürlich auch das eine oder andere Bier getrunken.
Wehe, ein Fremder setzte sich ungefragt und ohne Einladung an den Stammtisch! Uns wäre das nie passiert! Doch dann der ganz große Moment (Jahre später...) - ein Schafkopfer ging ab und ich durfte das erste Mal an den Stammtisch zum Kartl´n! Den Tag werd ich nie vergessen. Die Runde bestand aus Hans (74 Jahre), Ernst (55 Jahre), Günther (25 Jahre) und mir! Natürlich war es für mich ein teurer ;-) aber ganz besonderer, unvergesslicher Abend!
Tja, leider ist das Wirtshaus mittlerweile einfach so verschwunden. Die Immobilienbesitzer hatten mit dem alten Haus und Dorfmittelpunkt schlichtweg andere Pläne - die Pacht wurde erhöht und damit dem Wirt, der den Betrieb mit ganzer Leidenschaft neben seiner eigentlichen Arbeit bewirtschaftete, die Möglichkeit entzogen, die Dorfwirtschaft weiterzuführen.
Dadurch wurde dem ganzen Dorf mehr oder weniger ein Stück Seele genommen. Den "Alten" der Ort an dem sie sich mit ihren Freunden und Bekannten treffen konnten - ganz ohne telefonische Vereinbarung. Den "Jungen" der Treffpunkt im Ort um die Gemeinschaft zu pflegen. Und den zufällig vorbeikommenden "Touris" ein Ort an dem sie gelebte bayerische Tradition und Gastfreundlichkeit erleben konnten - denn, wer nett frägt dem wird auch ein Platz am Stammtisch angeboten werden!
Das gute ist, dass sich gerade die Jungen in diesen Tagen wieder viel mehr für alte Traditionen interessieren und sich nicht mehr nur zu Hause über Facebook und Co. austauschen möchten. Um ihnen eine Hilfestellung zu geben, wo echte Wirtshaus- und Biergartenkultur gelebt wird gibt es unsere Seite Biergartenfreunde.de und brandneu auch Wirtshausfreunde.de. Wenn wir einen kleinen Teil dazu beitragen, die Wirtshaus- und Biergartenkultur in Stadt und vor allem auch auf dem Land zu erhalten, dann haben wir unser Ziel erreicht.
Zum Wohle, Prost!
Euer Thomas