MEIN viertes CL-Finale! Dahoam! In München!!! Eigentlich sollte das die Krönung meiner Publicviewing-Fankarriere werden. Das heißt eigentlich war´s ja erst mein Drittes Finale! Das 2001er Finale hab ich ja nur am Autoradio verfolgt!!! (nachdem ich wegen Meckern´s auf dem Geburtstag eines Top-Freundes (ein bekennender Fußballhasser) meiner damaligen Freundin und jetzigen EX (das konnt ja nicht gutgehen...) die rote Karte gesehen hatte, verbrachte ich den Rest des Abends im Auto vor´m Radio...

Aber das ist eine andere Geschichte die sich in mein Gedächtnis gefressen hat. Das verfolgt einen ein Leben lang, würde Arjen sagen und damit hat er Recht! Diese bösartige Gedächtnisgeschwulst wohnt im Übrigen genau neben dem verlorenen Finale von 2010 und unterhalb der wirklich bösen Gedächtnisnarbe 1999 (dreht mal die letzten drei Zahlen um... Alles klar? Da war´n auch dunkle Mächte im Spiel!). Aber egal! Zurück zum Finale 2012 und meiner Sorge wegen den ADABEIS. Diejenigen (Zwei) die meinen letzten Artikel zu den ADABEIS gelesen haben, wissen was meine größte Sorge war. Aber der Reihe nach. Zunächst traf uns die erschütternde Nachricht, dass unsere Stammkneipe am Finaltag geschlossen hatte! Aber darauf waren wir vorbereitet! Unsere einfache Rechnung ging so:  Olympiastadion - 70.000 (public viewing) ausverkauft! Wiesn - 35.000 (public viewing) ausverkauft. Stadion - 66.000 sowieso ausverkauft. Ergibt ca. 170.000 Zuschauer. Davon 85 % ADABEIS! Entspricht 144.000 ADABEIS!  Die san verramt! Weg! Soviel können dann ja nicht mehr frei rumlaufen, dachten wir naiven Hirnis. Da wird´s wohl langen, wenn man so ca. 6 (in Worten: sechs!!!!) Stunden vor´m Spiel im Biergarten einläuft! Kaum ADABEIS! Gute Gespräche über Fußball! Langsamer Spannungsaufbau vor´m Anpfiff. Aufstehen! Mitfiebern! Jubeln! Den 2:0 Sieg bis es hell wird feiern! Glücklich nach Hause gehen!

Und dann das: Wir laufen also gemütlich um ca. 14 Uhr im Biergarten ein und - kein Platz mehr frei!!!! Ahhhhhhhhh! Überall ADABEIS, soweit das tränengeflutete Auge blickte! In Ihren zu engen, nagelneuen Trikots (ich erinnere nochmals an meinen Artikel zu den ADABEIS). Tausende müssen das gewesen sein! Was tun??? Nach Hause und das Spiel vor´m Fernseher anschauen??? Ich hätt´s tun sollen... Doch dann kam die Versuchung ausgerechnet in Gestalt einer guten Freundin! "Wir haben noch Plätze frei..." umgarnte sie mich, wie seinerseits die Sirenen unseren guten Odysseus. Doch anders als bei Odysseus war mein Fleisch schwach. Ich segelte nicht vorbei, sondern direkt an den Tisch der bekennenden ADABEI. Ich will mich nicht beklagen: Der Platz war nicht schlecht und die ADABEIS am Tisch waren bemüht unauffällig zu bleiben. Aber nach sechs Stunden des Wartens, ganzen drei Maß Bier (Wartezeit am Ausschank: 1 Stunde), Gesprächen über Gott und die Welt, war die Luft komischerweise irgendwie raus. Die ADABEIS hatten uns absorbiert. Unsere Leidenschaft für´s Finale war fast vollständig einer gewissen Gleichgültigkeit gewichen. So ließen wir das Spiel sitzend (!!!!) mit ca. 8.000 anderen ADABEIS (denn mittlerweile gehörten wir auch dazu - wir waren vollständig assimiliert) über uns ergehen. Als ich meine letzten Kraftreserven in der Verlängerung aktivierte und auf die Bank stieg (in der naiven Hoffnung, die anderen würden´s mir gleich tun) wurde ich mit Brez´n und Steckerlfischgräten beworfen. Das war´s!!! Aus und vorbei! Gleichgültigkeit überall! Ab nach Hause in´s Bett! Die letzten Worte meines einzig verbliebenen original Public Viewing Freundes:"Ich hätt es Dir so gegönnt, nach dem was Dir 2001 passiert ist!". Ein wahrer Freund!

Ganz vereinzelt saßen am Wegesrand noch weinende Bayernfans. Zu diesem Zeitpunkt hatten die meisten ADABEIS aber schon das nagelneue, zu enge Trikot bereits gegen ein ausgehtaugliches Outfit getauscht und waren auf dem Weg in´s fröhliche Münchner Nachtleben... Man kann ja schließlich nicht ewig trauern!

Fazit und Fahrplan für die Europameisterschaft:

  1. Bleib Deiner Stammkneipe treu!
  2. Hat diese geschlossen - bleib zu Hause!
  3. Wenn Du doch rausgehst - traue niemandem! Insbesondere nicht Deiner Frau, Freundin oder anderen potentiellen ADABEIS!
  4. Wenn Du rausgehst, sei bei ADABEI-Hochrisikospielen, also spätestens ab dem Viertelfinale, mindestens 8 (in Worten: acht!!!) Stunden vor dem Spiel im Biergarten Deiner Wahl
  5. Schaffe Dir ca. sechs Stunden vor Spielbeginn einen ansehnlichen Getränkevorrat
  6. Denk an die Antiadabei-Schutzausrüstung: Ohrstöpsel und Schalprotektoren

Wer die gleichen Probleme hat wie wir, kann sich gern bei uns melden. Jeder Hilferuf wird vertraulich und absolut diskret behandelt. Ab sieben Mitgliedern kann man ja bekanntlich einen Verein gründen - vielleicht gibt´s ja demnächst den ersten Verein der "Anonymen Originalpublicviewingfußballfans", wer weiß.

Nix für unguat! Deutschland wird Europameister!

Euer Biergärtner